Walter Tauber über den WWF Aufruf gegen Wilderei

 

Nashorn KZN 4Nashörner gibt es auf der Welt seit 50 Millionen Jahren. Einst waren sie auf fast allen Kontinenten verbreitet, auch in Europa: Die 30'000 Jahre alten Höhlenmalereien von Chauvet in Frankreich zeigen davon schöne Bilder (https://www.daskreativeuniversum.de/chauvet-hohle-wandmalerei/). Vor 20 Millionen Jahren kamen Nashörner nach Afrika, heute ihr wichtigstes Rückzugsgebiet. Auch in Indonesien und in Indien überleben noch wenige Exemplare (https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/nashoerner/asiatische-nashoerner/).

Aber wie lange noch?

Einmal mehr zeigt der Mensch, dass er vor allem für Zerstörung gut ist. Drei der fünf noch überlebenden Nashorn-Arten sind vor dem Aussterben bedroht. Nur noch wenige Tausend Nashörner leben vor allem in Südafrika. Der WWF dokumentiert, wie sich die Populationen der mächtigen Tiere entwickeln. Nach ein paar Jahren, in denen es aufwärts ging, haben 2023 die Wilderer wieder brutal zugeschlagen. (https://www.wwf.de/themen-projekte/wilderei/nashorn-wilderei).

Alleine im Nationalpark Hluhluwe-iMfolozi (Sprich Schluschluwe-imfolozi) an der Ostküste Südafrikas in der Provinz KwaZulu-Natal (KZN) erlegten Wilderer 2023 über 300 Tiere. Ziel ist nur das Horn, das zu Pulver verarbeitet auf dem Schwarzmarkt hohe Preise erreicht. Überwachung und Strafverfolgung sind fast machtlos gegen entschlossene Wilderer.

Verzweifelte Tierschützer versuchen, durch radikale „Enthornung“ das Angebot zu reduzieren: Ein Tierarzt betäubt aus einem Hubschrauber heraus das Nashorn. Ist es eingeschlafen, entfernen die Wildhüter das Horn mit einer Motorsäge (https://www.science.org/content/article/cutting-rhino-horns-prevent-poaching-makes-them-homebodies). Das ist schmerzlos. Aber es ist sehr teuer, in 18 bis 24 Monaten wachsen die Hörner nach. Und die so beschnittenen Tiere ändern ihr Verhalten.

 

Nashorn KZN 2Auch die Nachfrage ist schwer zu kontrollieren. Anders als Elfenbein, das in Tonnen schweren Ladungen verschifft werden muss, kann Nashorn-Pulver von Reisenden im Gepäck geschmuggelt werden. Vietnam und China sind die wichtigsten Abnehmer. Dass der wertvolle Stoff, der für bis zu mehreren hunderttausend Dollar pro Kilo gehandelt wird, ein Potenzmittel sein soll ist ein weit verbreiteter Mythos. Mag sein, dass gerade durch diese Erzählung Nashorn-Pulver nun auch als Viagra Ersatz gehandelt wird. Hauptsächlich aber ist es in der asiatischen Medizin als Mittel gegen unheilbare Krankheiten und Kater beliebt. Und es ist wegen des hohen Preises ein Prestigeobjekt. In der besseren Gesellschaft Hanois soll das Pulver zu Cocktails beigemischt werden.Bevor wir nun aber allzu schnell Schuld zuweisen, erinnern wir uns daran, dass die systematische Jagd of Nashörnern in der Kolonialzeit anfing. Die Tiere waren ein beliebtes Ziel von Großwildjägern und unzählige Hörner endeten über dem Kamin so mancher nobler Häuser in Europa oder Amerika.

Nashorn KZN 1Es ist sehr schwer, beim Konsumenten anzusetzen. Seit 1977 untersagt ein internationales Abkommen den Handel mit Nashörnern. 1994 unterschrieb auch Vietnam den Vertrag. Trotzdem sind die Wilderer nicht zu bremsen.

Nun sucht Südafrika einen ganz neuen Ansatz. Ein „Nationale Wirtschaftsstrategie für Biodiversität“ (https://lib.uct.ac.za/government-publications/articles/2024-03-01-reviewed-national-biodiversity-economy-strategy) soll die Nutzung von Ressourcen durch die Landbevölkerung streng kontrolliert erlauben. Anwohner sollen den Nutzen von Schutzmassnahmen erkennen und davon profitieren. Sinnvoll ist es sicher, den Konsum von Wild zu ermöglichen (in Namibia etwa ist Kudu-Braten sehr viel weiter verbreitet als in Südafrika).

Eine Gratwanderung aber wird es, wenn „medizinischer Tourismus“ gefördert wird. Auch der Konsum von Nashornpulver soll unter strenger Kontrolle ermöglicht werden (https://www.ft.com/content/8cc47694-e71f-40c3-b3ed-3c5e2d8766a9). Vielleicht ist das möglich im Zusammenspiel mit der Enthornung. Aber sinnvoll?