- Geschrieben von: Agentur für erneuerbare Energien
- Kategorie: Die Sonnige Seite
Unsere Energie-Kommune des Monats – die Kreisstadt Merzig – zeichnet sich nicht nur durch jahrelanges Engagement in der Förderung von Erneuerbaren Energien aus, die Gemeinde selbst liegt vollständig im Naturpark Saar-Hunsrück. Der Park bietet mit seiner Mittelgebirgslandschaft und ausgedehnten Laubmischwälder Tourist*innen, genauso wie den 30.000 Einwohner*innen, in der Kleinstadt an der Saar Raum zur Erholung. Damit diese Vielfalt zukünftigen Generationen nicht verloren geht, sei eine langfristige Sicherung der Landschaft und ihrer ökologischen Grundlagen nötig. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, sieht sich die Gemeindeverwaltung in der Pflicht, lokal auf die Lösung globaler Probleme hinzuarbeiten. Die zu Beginn des Jahres durch den Stadtrat verabschiedete Erklärung zur Klimakrise, bekräftigt dieses Ziel aufs Neue. In der sieben Punkte umfassenden Resolution, bekennt sich der Merziger Stadtrat zu seiner Verantwortung im Rahmen des Klimanotstands. Hier wird lokales Handeln zur Eindämmung eines globalen Klimawandels zur Priorität erklärt. „Die Kreisstadt Merzig möchte hierzu gemeinsam mit ihrem kommunalen Energieversorgungsunternehmen, der Stadtwerke Merzig GmbH, ihren Beitrag leisten und mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärt der Pressesprecher der Stadt, Stephan Fandel.
Von der Klimaschutzkommune zur Solarhauptstadt
Schon seit 2006 darf sich Merzig offiziell als Klimaschutzkommune bezeichnen. Im Rahmen des Wettbewerbs „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“ wurden bundesweit Gemeinden von der Deutschen Umwelthilfe hinsichtlich ihrer Aktivitäten für den Klimaschutz ausgezeichnet. Projekte, wie die Installation der ersten Photovoltaik-Dachanlage (PV-Dachanlage) in Merzig auf einem Kinderhort 1998, die Inbetriebnahme des Holzhackschnitzel-Heizwerkes „Wild III“ zur Jahrtausendwende oder die Zertifizierung eines Managementsystems des lokalen Energieversorgers für „Qualität und Umwelt“ 2003 sind nur wenige Beispiele von Maßnahmen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien den Grundstein von Merzigs Engagement legten.
Im letzten Jahrzehnt nahm diese Entwicklung zusehends Fahrt auf. 2011 wurde Merzig zur Solarhauptstadt des Saarlandes erklärt. Der damalige Oberbürgermeister, Alfons Lauer, sprach schon damals davon, dass die Stadt vorhabe, bei der Versorgung der Bürger*innen mit nachhaltigem Strom sowie Wärme Akzente setzen zu wollen. „Heute zählt Merzig mehr als 700 PV-Dachanlagen mit mehr als 10 Megawatt (MW) Leistung“, berichtet Stephan Fandel. Der Solarpark Fitten – eine PV-Freiflächenanlage –, errichtet auf dem Gebiet der ehemaligen Mülldeponie, produziert zusätzlich auf einer Fläche von 22.000 m2 nachhaltigen Strom, der jährlich bis zu 900 Haushalte versorgt. Aktuell beträgt die Gesamtleistung aller installierten PV-Anlagen der Stadtwerke knapp 14 MW. Das ist rund ein Drittel der installierten Gesamtleistung aller nachhaltigen Technologien der Stadtwerke.
Windstrom auf dem Vormarsch
2015 gingen die Windparks „Merchingen II“ und „Silwingen / Büdingen“ ans Netz. Zusammen mit dem, im Jahr 2009 in Betrieb genommenen, Windpark „Merchingen I“ werden so jährlich bis zu 50 Gigawattstunden nachhaltiger Strom erzeugt. Das entspricht ungefähr dem jährlichen Stromverbrauch aller privaten Haushalte der Kreisstadt. Damit gibt sich die Gemeinde aber nicht zufrieden: Entgegen der rückläufigen Zubaurate von Windenergieanlagen, wurde 2019 ein neuer Auftrag zum Ausbau der Windenergie auf dem Bachemer Berg erteilt. Zuletzt im Februar 2020 beschloss der Stadtrat, mit nur einer Enthaltung und ohne Gegenstimme, die Vergabe von Nutzungsverträgen zum Anschluss dieser Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 8,4 MW. Damit können jährlich bis zu 6.800 weitere Haushalte mit erneuerbarem Strom versorgt und bis zu 16.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Beide Anlagen auf dem Bachemer Berg sollen im Sommer 2021 den Betrieb aufnehmen.
Doch schon heute kann sich die Gesamtbilanz der Gemeinde sehen lassen. In Merzig wird aktuell circa 45 Prozent des Gesamtstromverbrauchs durch nachhaltig produzierten Strom gedeckt. Zufrieden gibt sich die Stadt damit jedoch nicht. „Aufgrund der Bedeutung des Themas für die Stadt, darf man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Es gilt weiterhin, positive Aktzente im Bereich der Energiewende zu setzten“, versichert die Stadtverwaltung.
Nachhaltige Wärme durch Biogas
Im Bereich Wärme setzt die Gemeinde auf Bioenergie, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. So wurde 2011 die erste Biomethan-Anlage der Gemeinde in Betrieb genommen. Versorgt durch lokale Landwirt*innen, wird hier nachhaltige Wärme für bis zu 2.400 Haushalte der Gemeinde produziert. Zusätzlich nahm in Merzig 2013 das erste saarländische Biomethan-BHKW mit einer Leistung von 250 kWel und 290 kWth den Betrieb auf. So kommt es zu weiteren jährlichen Einsparungen von bis zu 700 Tonnen CO2.
Das Klimaschutz-Teilkonzept 2019 hilft Einsparpotenziale zu identifizieren
Nicht nur durch Produktion von nachhaltiger Wärme bzw. Stroms, sondern auch durch Einsparungen in den kommunalen Liegenschaften will Merzig seinen Beitrag zur Erfüllung der Energie- und Klimaschutzziele leisten. Im Klimaschutz-Teilkonzept von 2019 soll zum einen, durch die Verbesserung des Energie-Managements kommunaler Gebäude und daraus resultierenden Einsparungen im Verbrauch, der CO2 Ausstoß reduziert werden. Zum anderen werden im Rahmen einer energetischen Gebäudebewertung die Liegenschaften identifiziert, bei denen dringender Handlungsbedarf für energetische Sanierungsmaßnahmen besteht. So soll eine mittel- bis langfristige, nach Bedarf gestaffelte Sanierung der kommunalen Liegenschaften möglich werden.
Insgesamt sollen 39 Gebäude begutachtet und energetisch bewertet werden. Durch Optimierung des Energie-Managements und durch Investitionen von über 2 Millionen Euro im gesamten Projektzeitraum sollen so voraussichtlich bis zu 29 Prozent der Emissionen der Liegenschaften eingespart werden. Dies entspricht ungefähren Einsparungen von 290 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Investitionen zahlen sich langfristig auch finanziell für die Gemeinde aus. Über alle Maßnahmen hinweg sollen nach der Umsetzung des Konzeptes jährlich fast 60.000 Euro an Energiekosten eingespart werden können. Entlastungen, die zum einen dem Klima zu Gute kommen, die andererseits aber auch in städtische Projekte reinvestiert werden können.
Für unsere Energie-Kommune im Juli bleibt die Energie- und Wärmewende ein zentrales Thema, das Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten beschäftigen wird. „Denn nur, wenn die Herausforderung der Energiewende gemeinsam in Angriff genommen und umgesetzte werden, können die Klimaziele eingehalten und unseren Nachfahren eine Welt im ökologischen Gleichgewicht zurückgelassen werden“, resümiert der Pressesprecher der Stadt.
Fotos: Stadtwerke Merzig GmbH