Ein Kommentar von Dr. Axel Reetz, Himmelpforten

Es geht um Tierrechte und Tierschutz – nicht um „Tierwohl“

 

Die Debatte um „Tierwohl“ geht in die falsche Richtung: es geht nicht um Wellness, Kuh- Duschen und rotierende Bürsten und helle Ställe. Auch sogenannte „Nutztiere“ haben grundgesetzlich verbriefte Rechte und der daraus resultierende Tierschutz ist Staatsziel der Bundesrepublik.

Konsequenter Weise hat die deutsche Tierärzteschaft eine Arbeitsgruppe „Qualzucht in der Nutztierhaltung“ gegründet.

Die „beste“ Milchkuh Niedersachsens hat in der letzten Laktation (305 Tage) über 17000 Liter Milch gegeben. Das entspricht etwa 60 Liter Milch pro gemolkenem Tag. Die durchschnittliche Milchleistung der Stader Kühe lag bei ca. 10000 Liter, das entspricht immer noch über 30 Liter am Tag. Jeden gemolkenen Tag verlieren diese Tiere also ca. 5 – 10 Prozent ihres Körpergewichtes, fressen es zusammen mit ihrem Erhaltungsbedarf wieder an, um es am nächsten Tag wieder zu verlieren! Das sind Höchstleistungen, die jeden „Iron-Man“ lächerlich aussehen lassen.

Aus diesem Grund sieht man auch kaum noch Kühe auf der Weide. Von Gras und Heu ließen sich diese Ultrahöchstleistungen niemals erzielen – Hochleistungskühe würden auf einer Weide verhungern. „Moderne“ Kuhfütterung besteht aus Mischfutterrationen, die sich aus über 20 Komponenten zusammensetzen, die überwiegend aus 'Lebensmitteln' bestehen, die auch der menschlichen Ernährung dienen könnten, z.B. Soja, Mais oder Getreide.

Mais-Monokulturen breiten sich hier bei uns aus, in Südamerika wird großflächig Natur zerstört. Jeder Soja-Frachter aus Amerika müsste eigentlich voll mit Gülle zurückfahren, um wenigstens halbwegs die Nährstoffbilanz auszugleichen. In Amerika verarmen die Böden, bei uns versaut das Grundwasser! Es macht keinen Sinn in Deutschland Milch und Fleisch mit Futter aus Amerika zu produzieren, die in China und der weiten Welt gegessen werden. Die herausragende Bedeutung der Wiederkäuer besteht gerade darin, aus für die menschliche Ernährung ungeeigneten Komponenten (Heu/Gras) wertvolle Lebensmittel (Milch und Fleisch) herstellen zu können.

Der angestammte Lebensraum von Rindern ist die Weide, darauf haben sie ein Recht! Dann können sie uns immer noch 5000 Liter Milch im Jahr geben aber über 20 Jahre alt werden und nicht mehr wie zurzeit im Durchschnitt weniger als 5 Jahre.

Natürlich haben auch Schweine und Geflügel ein Recht auf ständigen Auslauf - zehn Quadratzentimeter mehr Platz bei Hühnern sind keine Verbesserung des „Tierwohls“.