ein Kommentar zur Würde des Tieres

 

Elefanten Chobe

Nellie war verzweifelt. Auf ein paar Hektar Land am panhandle, dem Oberlauf des Okavango-Deltas, versucht die gebürtige Südafrikanerin mit lokalen Bäuerinnen Permakultur-Anbau zu betreiben. Ökologisch und resilient soll es sein. „Dann kommen die Elefanten“ klagt sie, „und zerstampfen im Handumdrehen sechs Monate Arbeit. “Ein Elektrozaun soll nun Abhilfe schaffen. Die Elefanten lernen bald, dass sie den schmerzhaften Stoß von achttausend Volt vermeiden können, wenn sie weg bleiben.“

In Botswana sind die beliebten, einst durch Wilderei bedrohten Dickhäuter, zum Problem geworden. Sie zerstören Landwirtschaft und Natur: die riesigen Baobab-Bäume, deren Rinde für Elefanten ein Leckerbissen ist, überleben zwei- bis dreimaliges „häuten“ nicht. Und Jungbullen führen gerne ihre Kraft vor, indem sie kleinere Bäume auf ihrem Weg einfach so mal ausreissen. Erfolgreiche Schutzmassnahmen haben zu einer Überpopulation von Elefanten geführt. Auch Tierschützer betonen, dass es ohne Jagd keinen Ausweg gibt.

Bedingungsloser Tierschutz führt zu Missverständnissen und falschen Massnahmen. Verärgert über die von deutschen Grünen verlangten Verschärfung der Einfuhrbeschränkungen für Jagdtrophäen, erklärte Botswanas Präsident, er wolle 20'000 Elefanten nach Deutschland liefern. Klar, eine Provokation.

Als erstes kamen dann die Witze: Die Bundeswehr könne Elefanten nutzen, um liegen gebliebene „Leos“ abzuschleppen. Fachleute geben Botswana aber Recht. Das Land habe 70'000 Elefanten zu viel, erklärte etwa Wuppertaler Zoodirektor Arne Lawrenz dem WDR „Man kann eine Population nur über die Jagd kontrollieren.“ (https://www1.wdr.de/nachrichten/elefanten-botswana-102.html).

Tiere zu erschiessen ist nicht schön. Ich verstehe es auch nicht, warum Leute Spaß daran haben, sie abzuknallen. Aber mit Gefühlsduselei reagieren bringt nichts. Denn die beruht auf Doppelmoral. Was wir in der Massentierhaltung dem Schwein - einem sehr intelligenten Tier – antun ist sehr viel grausamer als die Jagd.

Sollten wir also froh sei, dass es Leute gibt, die Spaß am schiessen haben? Ich bin unschlüssig. Einfach ohne Wissen nach Verboten brüllen möchte ich nicht. „Wichtig ist, dass es Regeln gibt und dass die eingehalten werden,“ meint Johann, Wildhüter in einem privaten Wildpark im benachbarten Südafrika (Name von Red. geändert). „Ich habe in zahlreichen Parks zur Bekämpfung der Wilderei gearbeitet,“ erzählt er. „Das Hauptproblem ist die Korruption.“ Solange es einen lukrativen Markt gibt für Nashorn-Hörner und Pangolin-Schuppen, wird es Wilderer geben.

Ob eine private „game reserve“ nur Foto-Safaris zuläßt wie bei ihm oder auch Jäger aufnimmt, ist aus Sicht der Tiererhaltung gleichgültig, meint Johann: „die Regeln gelten für alle. Der Bestand wird genau beobachtet und die für jede Tierart zur Verfügung stehende Fläche vorgeschrieben.“ Wer Elefanten halten will muss 1000 Hektar pro Tier vorweisen.

Das System der „game reserves“ ist sehr Erfolgreich: Es gibt 11'600 private Wildparks in Südafrika auf 21 Millionen Hektar. Der Bestand an Wildtieren ist seit den 60er Jahren um das 40-fache gestiegen (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-94-017-9529-6_6). Es gibt mehr wilde Tiere in Südafrika als je zuvor in den letzten 200 Jahren. Und das Geschäft bringt dem Land jährlich eine Milliarde Dollar ein.

Elefanten ChobeTierschutz ist schwer. Eine weinerliche „das arme Tier“ Reaktion aus dem Bauch genügt nicht. Man muss sich tiefer damit auseinandersetzen. Es geht um die Würde des Tieres (dazu „Tiere denken“ von Richard David Precht). Ich habe meine Meinung zur Jagd revidiert. Ich verstehe es immer noch nicht, wieso man so etwas machen sollte und würde es auch nicht machen wollen. Aber totale Ablehnung ist keine Lösung.

Unmenschlich ist die Massentierhaltung. Oder der Abschuss von wilden Pferden im Westen der USA, um Tierfutter zu machen. Vielleicht ist der zur Jagd freigegebene Elefant das geringere Übel?

PS: In Deutschland gibt es übrigens schon Elefanten, hier zu sehen:
https://elefantenhof-platschow.de/der-hof/

 

Meldung: "Die Bundeswehr stellt die ersten 100 Elefanten aus Botswana in Dienst"