Ein neues Dach für ein altes Haus oder wie man mit einem halben Bein im Gefängnis stehen kann.

Ein Erlebnisbericht von Gunnar von Spreckelsen

Moos auf DachpfannenWir Deutschen sind durchschnittlich 45 Jahre alt. Es kommt öfters einmal vor, dass jüngere Menschen das Haus ihrer Eltern erben. Die Immobilie wollen sie oft verkaufen, davor aber optisch etwas aufpeppen. Ein neuer Farbanstrich oder Dachpfannen sollten doch kein Problem sein?
Einfach neue Dachpfannen aufdecken lassen, Wert der Immobilie erhöhen? Und das in Deutschland zu Zeiten der Energiewende, in einem Land der übermäßigen Bürokratie?
Lass uns einen kleinen Blick darauf werfen: Was müsste ein Erbe leisten, um dem Haus neue Dachpfannen zu spendieren, und was muss er dabei bedenken?
Das Beispiel : Haus mit Baujahr 1954, zwei Stockwerke, Größe 150 qm. Wir erhalten keine direkten Zuschüsse, das relevante KfW-Förderungs-Programm 430 existiert nicht mehr. Laut KFW wird eine Förderung nur gewährt, wenn die Anforderungen an ein Effizienz Haus 85 oder Effizienz Haus „Denkmal“ erfüllt werden. Das KfW-Effizienzhaus 85 ist von zentraler Bedeutung für die Förderung von Sanierungsmaßnahmen, diese Stufe muss mindestens für viele Förderanträge erfüllt sein. Eine Dachsanierung führt aber dazu, dass wir diese Stufe auch fördermäßig erreichen.

Eigentlich wollen wir ja gar nicht sanieren, aber wenn die Dachpfannen beschädigt sind, das Gebäude durch Feuchtigkeit oder Schimmel weitere Schäden davontragen kann, sind wir dazu verpflichtet. Und wenn laut Internet-Recherche für eine Fläche von 70 qm die Erstellung und Dämmung einer begehbaren Geschossdecke in der Theorie mit ca. 5400 Euro zu Buche schlägt, ist das in der Praxis schlicht Unsinn. Bei einem alten Haus müssen die Sparren und Balken der Eindeckung dick genug sein und eine gewisse Mindest-Substanz aufweisen, um die notwendige Dämmung von 30 cm inklusive Luftspalt zu gewährleisten. In den meisten Häusern ist deshalb nur eine Dämmung von bis zu 10 cm direkt möglich. Deshalb sind in der Praxis entsprechende Angebote von Dachdeckern mit Dämmungs-Know-How zwischen 50 und 60 tausend Euro angesiedelt. Um eine Förderung generell erhalten zu können, besteht die Verpflichtung zur Beauftragung und Begleitung der Sanierung durch einen Energieberater, der auch nicht gratis arbeitet.

Die meisten Hausbesitzer sanieren ihre alten Häuser nicht mehr, nach einem Verkauf wird der neue Besitzer das alte Haus wohl abreißen. Somit fördern deutsche Sanierungs-Gesetze die Verschwendung von Ressourcen. Investoren, die ganze Wohnblöcke oder Industrie-Gebäude erwerben, scheren sich nicht um ökologisches bauen. In Europa zum Beispiel wurden 90 Prozent der Gebäude vor 1990 und 40 Prozent vor 1960 gebaut. Studien haben gezeigt, dass durch Sanierungen ungefähr 70 Prozent weniger Emissionen ausgestoßen werden als bei Neubauten.

Fazit:

Bereits eine einfache Verbesserung zur Werteerhaltung des Gebäudes über Reparaturen oder einer neuen Dacheindeckung ist schwierig und ohne weitere Maßnahmen möglicherweise gesetzlich verboten. Eine Sanierung im Sinne einer Wärmedämmung z.B. für das Dach ist dann nicht bezahlbar, wenn bereits die Kosten für den Energieberater die Förderungs-Summe auffressen würden. Ob wir mit Tricks und anderen Maßnahmen unser Ziel erreichen könnten, wissen wir nicht.

Aber Tatsache ist: Wir dürfen unsere Dachpfannen nicht einfach ersetzen.